Neuzeit

Neuzeit

Nachdem am Anfang des 19. Jahrhunderts das Bistum Salzburg die Herrschaft Friesach an das k.k. Kammeralschaftsamt übergeben hatte, wurde diese von der österreichischen Behörde verwaltet.

Am 29. August 1826 ersteigerte Blasius Spitzer um 19.300 Silbergulden die in Kärnten liegenden Teile der Herrschaft Friesach, Die Herrschaft bestand unter anderem aus dem Petersberg, dem Fürstenhof, sowie der Stadtringmauer mit den drei Stadttoren und den darauf gebauten Türmen, und die Stadtgrabenmauer mit dem herrschaftlichen Teich.

1831
Größere Reparaturen mussten an der Stadtmauer durchgeführt werden, da schwere Wagen, die die Poststraße befuhren, Schäden verursacht hatten.

5. Oktober 1839
Der Besitzer der Herrschaft Friesach, Blasius Spitzer, brachte eine Klage gegen das Stadt-Dominium Friesach betreffs des Besitzes der Stadtbefestigungen ein. Die Stadt meinte, dass der ehemalige Verkauf der Herrschaft Friesach an Blasius Spitzer nicht die Stadtgrabenmauer, die 3 Tore und die Türme beinhaltet hatte.

20. Februar 1845
Der Besitzer des Hauses Nr. 5 (heute: Schüttgasse 4), der bürgerliche Schuhmachermeister Franz Kaltenbrunner, erhielt die Erlaubnis, einen Kuhstall aus Steinen der Stadtringmauer zu erbauen. Dafür musste er zuvor 3 Gulden an das Stadtdominium bezahlen. Die Genehmigung erhielt der Schuhmacher, obwohl der Rechtsstreit zwischen dem Stadtdominium und der Herrschaft Friesach um die Stadtringmauer noch nicht entschieden worden war.

November 1845 
Das St. Veitertor, das Neumarktertor, sowie der Karner (Michaeli Kapelle) wurden abgetragen, um die Straße durch Friesach bauen zu können. Weitere Häuser mussten der Straße weichen.

1892
Die Ringmauer, der Zwinger und der Stadtgraben wurden der Stadtgemeinde geschenkt. Nur das Nutzungsrecht blieb bei der Familie Knapitsch.

1928
Das Bundesdenkmalamt stellte den Stadtgraben und die Ringmauer unter Denkmalschutz.

28. Juli 1939
Der Stadtgraben ging laut einem Schenkungsvertrag vom 15. Juli 1939 in den Besitz der Stadt über. Die Familie Knapitsch erhielt das Nutzungsrecht für 30 Jahre. Das Fischereirecht verblieb für immerwährende Zeit bei der Familie Knapitsch. Heute ist das Fischereirecht bei Markus Möller.

1950
Die Landesregierung lehnte den Antrag der Gemeinde Friesach zur Übernahme des Stadtgrabens ab, obwohl im März 1949 einige Landtagsabgeordnete, und im Juli 1950 das Bundesdenkmalamt dies befürwortet hatten.

 
1. Jänner 1966
Die Gemeinde pachtete den Zwinger, um ihn zu sanieren und attraktiver zu gestalten.

Juni 1969
Der östliche Teil des Stadtgrabenzwingers mit Toren, Rosensträuchern und vielem mehr war fertiggestellt und nun öffentlich zugänglich.

Dezember 1977
Die Aufbauarbeiten beim Stadtgraben im Bereich Neumarktertor konnten abgeschlossen werden. Es erfolgten nun die Arbeiten an der Ringmauer vom Olsator Richtung St. Veitertor. Die Kosten für die Gemeinde beliefen sich zusammen mit der Renovierungsaktion Virgilienberg auf 800.000 Schilling in diesem Jahr.

Der ausgetrocknete Stadtgraben

Im Sommer 1984 war der südliche Teil des Stadtgrabens nahezu ausgetrocknet. Im Schlamm wurden verschiedene Kriegsrelikte gefunden. Der Postenkommandant Rudolf Rogl erzählte dazu:

„Der untere Teil war total ausgetrocknet, weil der Wasserspiegel bekanntlich gesunken ist. Von den Soldaten wurden beim Rückzug (1945) Waffen hineingeworfen. Dabei war auch Phosphormunition, die nun zu brennen begonnen hatte. Die Jugend zog das an. Ich habe sofort den Graben sperren lassen und die Feuerwehr ersucht mitzuhelfen, denn die Kinder sind ja trotzdem noch hineingesprungen. Denen hat es Spaß gemacht im Schlamm herumzuwühlen und vielleicht etwas zu finden, was natürlich immens gefährlich war. Ich habe dann auch den Entminungsdienst aus Graz angefordert, der die Kriegsrelikte aus dem unteren Teil des Stadtgrabens entfernt hatte.“  (Interview mit Rudolf Rogl) 

Zu den Gründen des Austrocknens meinte der Altbürgermeister Maximilian Koschitz:

„Die Hauptschuld des abgesunkenen Wasserspiegels trägt meiner Meinung nach die Kanalisation, denn dadurch sank der gesamte Wasserspiegel im Friesacher Becken um mehr als einen Meter.

Zweitens hat auch die Asphaltierung sämtlicher Gassen in der Innenstadt dazu beigetragen.

Drittens mussten die einzelnen Häuser in diesem Bereich einschließlich der Dach- und Oberflächenwasser an die Kanalisation angeschlossen werden.

(Früher waren alle Gassen in Friesach ohne Asphalt. Die einzelnen Häuser hatten alle eine eigene Sickergrube, wohin das Regenwasser abgeleitet wurde. Jetzt wird alles in die Kläranlage eingeleitet. Das war ein schwerer Fehler, in die Natur einzugreifen. Damit ist der Wasserspiegel im Stadtgraben um 1,30m abgesunken. Das kann man nie wieder gut machen.)

Viertens wurde der südliche Teil Friesachs drainagiert, damit die Hauptschule und angrenzende Wohnsiedlung überhaupt gebaut werden konnte.

(Die Hauptschule Friesach wurde in ein Sumpfgebiet gesetzt, da wo die die Staber Teiche waren. Die dort ausgehobenen Gruben waren am nächsten Tag wieder voll Wasser. So hat man zwei große Entwässerungskanäle gebaut, einen herunter von der Petteneggallee, und einen von der Hauptschule Richtung Kaiserhäusl.)

Fünftens wurde das sogenannte „Micheldorfer Moor“ entwässert und nutzbar gemacht.

So waren wir gezwungen die Stadtgrabenmauern, die keinen Gegendruck hatten und eingestürzt waren, wieder aufzubauen.“ (Interview mit Maximilian Koschitz)

Als weitere Gründe des Absinkens des Wasserspiegels führte Gildwin Ressler an:

„… auch der Olsabach wurde in den 70er Jahren reguliert, um die betroffenen  Siedlungsbereiche hochwassersicher zu gestalten. Das Bachbett wurde tiefer gelegt und begradigt und dadurch die Abflussgeschwindigkeit des Wassers erhöht … nicht  zuletzt ist anzuführen, dass die  Wasserentnahmen aus dem Grundwasserstrom in Friesach durch die Brunnen der Gemeinde-Wasserversorgungsanlage einerseits, und durch die Brunnenanlage des Freibades andererseits, in den letzten Jahrzehnten enorm zugenommen haben.“